24./25. Mai 2016: Erörterungstermin
Allenfalls mit dem Beginn der fünften Jahreszeit hätte man den interessierten Bürgerinnen und Bürgern in der Rudi-Wünzer-Halle die zweifelhaften Aussagen und Darbietungen des Betreibers Entega zum geplanten Bau der Windenergieanlagen (WEA) auf dem Stillfüssel erklären können. Leider hat diese noch gar nicht begonnen! Umso besorgter muss man darüber sein, mit welcher Nonchalance und routiniert vorgetäuschter Effizienz die Vertreter der Entega AG im Rahmen des Erörterungstermins ihre Vorstellung von Transparenz gegenüber den Bürgern zelebriert haben. Gleich zu Beginn der Veranstaltung mussten die erstaunten Zuhörer vernehmen, dass es keine Aussagen zur Zuwegung, Windhöffigkeit und Wirtschaftlichkeit der geplanten sechs WEA seitens Entega und dessen Projektleiter, Herrn Guido Böss, geben wird.
Opportun nutzt die Entega bestehende Gesetzesgrundlagen aus, die es erlauben die Errichtung von WEA gänzlich ohne Einbeziehung und Ausweisung der inneren und äußeren Zuwegung zu planen. Selbstredend schlägt sich die unvollständige Planungsgrundlage in den Berechnungen der verschiedenen Gutachten nieder, allen voran im „Landschaftspflegerischen Begleitplan zum Windpark Stillfüssel“, den das Planungsbüro Bretschneider zum Besten gegeben hat. Die Waldrodungsfläche ohne Zuwegung wird auf 3,5 ha berechnet und kann somit von der zuständigen Fachbehörde im RP Darmstadt nur noch als „unerheblich“ eingestuft werden.
Besonders büttenreif wirkte dabei der wiedergegebene Satz aus dem Gutachten des Planungsbüros Bretschneider (nachzulesen auf Seite 90) in Bezug auf das künftige Landschaftsbild: „Ein Betrachter, der zur Energieerzeugung keinen Atommüll und keinen weiteren CO2-Ausstoß produziert haben möchte, wird sich am Anblick der WEA erfreuen können“. Den Zuhörern im Saal, zwischenzeitlich in den Stand von Närrinnen und Narrhalesen versetzt, wird das Fazit dann auch gleich nachgereicht: „Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Errichtung der 6 WEA in einer bisher störungsfreien und hochwertigen Landschaft, insbesondere hinsichtlich der naturbezogenen Erholung, aufgrund der geringen Sichtbeziehungen keine verunstaltende Wirkung auf das Landschaftsbild zur Folge hat“. Spätestens jetzt hatte die Sitzung ihren Höhepunkt erreicht – schallendes Gelächter erfüllte den Sitzungssaal, allerdings verebbte dieses schnell in lauten Unmutsäußerungen und hinterließ zum Schluss nur noch blankes Entsetzen. Leider war zu diesem Zeitpunkt kein Fernsehteam mehr vor Ort – ein Beitrag zur nächsten Sendung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ wäre schon „im Kasten“ gewesen.
Beitrag Hessischer Rundfunk - Hessenschau 24.5.2016